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Geschichte der Spurbahnen

 

Vorläufer unserer heutigen Schienenbahnen sind die in Stein ausgehauenen altgriechischen Tempelbahnen mit ca. 1600 mm Spurweite, von Mitte zu Mitte gemessen. Ihre Anlage entsprang vielleicht wirtschaftlichen Erwägungen. Es kostete weniger, zwei schmale vertiefte Spuren in Stein auszuhauen als die ganze Straßenbreite eben zu pflastern [1].

Heron von Alexandrien beschreibt die Führung kleiner Wägelchen in den Tempelautomaten durch hölzerne Latten [2].

In Deutschland, und zwar in Oberbayern, wurden Reste von Steinbahnen aus der Hallstattzeit (etwa 800-400 v. Chr.) aufgefunden [3].

Die ersten Schienenbahnen, die dem heutigen Begriff nahe kommen, sind sicherlich auf deutschem Boden in Bergwerken etwa Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden. Die Schienen waren aus Holz. Zur Führung der Räder dienten Spurränder an den Schienen. Die erste bekannte, am Rande sogar schon mit Eisen beschlagene Holzbahn - gedacht für den Festungsbau - findet sich in einer deutschen technischen Bildhandschrift aus der Zeit der Hussitenkriege, also etwa aus dem Jahre 1430 [4].

1550 beschreibt Sebastian Munster in seiner Cosmographie Universelle die Schmalspurbahn eines Bergwerkes im Lebertal im Elsass. Rinnenförmige Schienen für die Karren eines Aufzuges zeigt die erste italienische Ausgabe des Buches von Lorini: "Von Veitung Bawen", aus dem Jahre 1592.

Auch die kinematische Umkehrung, doppelte Spurkränze auf hölzernem Gleis (aus runden Baumstämmen), ist aus dem 16. Jahrhundert  bekannt. Im Verkehrs- und Baumuseum in Berlin stand früher das Urstück eines so ausgerüsteten Karrens nebst Gleis aus der Apostelgrube in Brad (Siebenbürgen).

Allgemeingut des Bergbaues waren jedoch damals weder die Schienen mit Rändern noch Spurkränze. Agricola beschreibt [5] 1556 die Führung der Hunte durch einen mittleren Leitnagel (Spurnagel) am Boden des Wagenkastens zwischen zwei parallel zu den Laufschienen verlegten Holzbalken. Diese Führung erforderte den doppelten Holzverbrauch gegenüber den anderen Verfahren.

Die deutschen Bergwerksbahnen wurden vor Ende des 16. Jahrhunderts nach England verpflanzt, als Königin Elisabeth (1588-1603) deutsche Bergleute nach England berief. Über die damalige Ausbildung der Gleise in England ist nichts bekannt. An diese Bergwerksbahnen schlossen sich bald längere "wagonways" von der Grubenmündung zum nächsten Fluss an, um die geförderte Kohle in Schiffe umladen zu können. Die bekannteste ältere Strecke war der 1671 begonnene Tabfield-wagonway, der 1726 wesentlich erweitert wurde.

 

Ralph Allen erfand um 1730 den einseitigen Spurkranz. Er baute bei Bath eine mit Pferden betriebene Bahn, aber die allgemeine Einführung dieses heutigen Spurkranzes ließ noch über achtzig Jahre auf sich warten. Vielmehr wurden, nachdem endlich auf Holzbalken verlegte Eisenschienen üblich wurden (in Cumberland 1738, in Coalbroodale 1767 - hier durch Reynolds zunächst als Vorratslager für das seinerzeit schwer absetzbare Gusseisen), meist die von Curr in Sheffield 1776 eingeführten Winkelschienen verwendet. Das hatte seinen guten Grund: Auf oder richtiger in den Winkelschienen konnten auch Landfuhrwerke laufen, denen man fast allgemein die Mitbenutzung der wagonway zugestehen musste. Und ebenso konnten die spurkranzlosen Kohlenwagen auch einmal auf der Landstraße weiterfahren. Man sparte auf diese Weise Einrichtungen zum Ausweichen. Erst als man sich darauf beschränkte, Schienenfahrzeuge und Straßenfahrzeuge nur auf der schienenlosen Straße verkehren zu lassen und beliebige Übergänge auf die eine oder andere Fahrbahn ausschaltete, konnte sich der Spurkranz allgemein durchsetzen.

 

Die erste, durch Parlamentsakte vom 9 . Juni 1758 genehmigte private Kohlenbahn war die von Middleton nach Leeds. Die erste durch Parlamentsakte genehmigte Güterbahn des öffentlichen Verkehrs war die am 2. Mai 1801 gegründete Surrey Iron Railway, die mit einer Spurweite von 4'' = 1219 mm von Wandsworth nach Croydon führte, eröffnet am 29. Juli 1803. Die erste Bahn des öffentlichen Personen- und Güterverkehrs war die 1825 eröffnete Bahn von Stockton nach Darlington.

 

Anmerkungen

 

1) Curtius, Zur Geschichte des Wegebaues bei den Griechen. In: Abhandl. d. kgl. preuß. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1855, S. 211-303.

 

2) Schmidt. Herons von Alexandria Druckwerke und Automatentheater. Leipzig 1899, S. 356.

 

3) Naue, Hügelgräber zwischen Staffel- und Ammersee. Stuttgart 1881.

 

4) Bayer. Staatsbibliothek München; Cod. Lat. 197,1 (gegen 1430), Bl. 35 v und 36 r.

 

5) Agricola, De re metallica. Basel 1556. Deutsche Ausgabe 1557. Neue deutsche Übersetzung München 1928. LOK Bd. 41 (1944),S. 94.

  

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Zuletzt aktualisiert von MME am 18.04.2007, 08:44:02.